Märkische Allgemeine, Mittwoch, 16.04.2003 Retter in der Not kooperieren Zusammenarbeit auch bei der Ausbildung / Holger Hiestermann geehrt
MITFELMARK - Während des Elbehochwassers im August 2002 waren ehrenamtliche Helfer von Technischem Hilfswerk (THW) und Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) an zahlreichen Stellen des großflächigen Hochwassergebiets in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt gemeinsam im Einsatz. Vielen ist beispielsweise die dramatische Deichsicherung durch DLRG-Rettungstaucher und THW-Kräfte in Torgau noch in lebhafter Erinnerung. Jetzt arbeiten die Hilfsorganisation des Bundes und die größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt erneut zusammen, und zwar erstmals im Bereich der Aus- und Fortbildung. Die Kooperation beider Katastrophenschutzeinrichtungen fand jüngst einen symbolträchtigen Auftakt, als Holger Hiestermann (41), Ortsbeauftragter des THW-Ortsverbandes Belzig, mit dem Deutschen Rettungsschwimmabzeichen in Silber ausgezeichnet wurde. Das blieb nicht die einzige Auszeichnung für Hiestermann an diesem Tag, denn bei dieser Gelegenheit überreichte ihm Detlef Hermann im Auftrag des Länderbeauftragten des THW-Länderverbandes Berlin/Brandenburg/Sachsen-Anhalt zudem das Deutsche Sportabzeichen für vorbildliche Leistungen im Breitensport. Hiestermann zählt damit zu den erfolgreichen Absolventen eines dreimonatigen Pilotprojektes, in dessen Verlauf Helfer des THW aus Berlin und Brandenburg durch den Berliner DLRG-Bezirk Tempelhof zu Rettungsschwimmern ausgebildet wurden. Speidel lobte in diesem Zusammenhang die richtungsweisende Zusammenarbeit beider Hilfsorganisationen vor dem Hintergrund künftiger Gefahrenabwehr. Bislang ist bundesweit lediglich eine Kooperationsvereinbarung zwischen der DLRG-Ortsgruppe Quakenbrück und dem THW-Ortsverband Quakenbrück bekannt: Seit Jahren arbeiten beide Gliederungen eng und konstruktiv zusammen. Dabei bildet die DLRG gezielt THW-Helfer zu Rettungsschwimmern, Leinenführern für Rettungstaucher und in Erster Hilfe aus. Im Gegenzug schult dort das THW die DLRG-Rettungsschwimmer im Sprechfunk und an technischem Gerät. Es werden, so DLRG-Ortsgruppenleiter Dieter Möllmann und THW-Ortsbeauftragter Manfred Huslage, gemeinsame Übungen zur Vorbereitung auf mögliche Einsätze am und im Wasser durchgeführt. Erst kürzlich war Hiestermann, der sich drei Jahre lang als Jugendbetreuer im THW-Ortsverband Brandenburg engagierte, von Bundesinnenminister Otto Schily mit der Fluthilfe-Einsatzmedaille ausgezeichnet worden. Ministerpräsident Matthias Platzeck drückte ihm seinen Dank mit der Verleihung der Elbeflut-Medaille des Landes Brandenburg aus und Ministerpräsident Georg Milbradt ehrte ihn für seine außergewöhnliche Hilfeleistung mit dem Sächsischen Fluthelfer-Orden. Seit November leitet Hiestermann in Belzig den bundesweit jüngsten Ortsverband des THW. Mit der Auszeichnungsflut allein ist es aber nicht getan: Im THW Belzig sind derzeit nur 26 ehrenamtliche Helfer aktiv. Erst am Sonnabend haben in Rathenow mit Nils Grünberg (23) und Michael Gartzweiler (43) zwei weitere Freiwillige aus Belzig die Abschlußprüfung der einjährigen THW-Grundausbildung erfolgreich bestanden. Neben zwei Bergungsgruppen ist eine Fachgruppe Elektroversorgung und eine Fachgruppe Beleuchtung im Aufbau. „An einer Mitarbeit bei uns Interessierte können sich mittwochs zwischen 17 und 19 Uhr beim THW Belzig unter Telefon 033841/45552 melden“, er klärte Hiestermann gegenüber der Märkischen Allgemeinen.